
Tag 2 – Auf den Gorely

Pünktlich um 7:45 wurden wir in Paratunka von Vadim, unserem Fahrer und Bergführer für den Tag abgeholt, um den 1829 m hohen Gorely zu besteigen. Mit von der Partie war eine einzelne junge Frau aus Sankt Petersburg mit reichlich alpiner Erfahrung und ein junges Pärchen.
Der Vulkan liegt südlich von Paratunka und ist über eine Schotterpiste in gut 2 Stunden von Paratunka aus zu erreichen – wenn man ein geländegängiges Fahrzeug und einen guten Fahrer hat. Wir haben Glück mit beidem: Schon kurz hinter Paratunka machen wir Halt an einer Abzweigung in ein Tal Richtung Vulkane des Südkamtschatka Naturpark und Vadim lässt reichlich Luft aus den Reifen für den Rest der Strecke über eine staubige Lehmpiste. Wir merken schnell, dass wir nicht die einzigen sind, die in Richtung Vulkane unterwegs sind, denn mehrere Fahrzeuge halten hier zum gleichen Zweck – einfache Minivans wie unser Toyota HIACE, übliche Geländewagen und motorisierte Ungeheuer, die wir nur als „Monster Trucks“ bezeichnen können. Solcherart vorbereitet geht es los: mit 60 Sachen und russischem Beat auf voller Lautstärke brettert Vadim mit schlafwandlerischer Sicherheit über die Schotterpiste, dass die Stoßdämpfer ächzen und uns die Zähne klappern: Zu Boris großer Freude scheint Vadim es darauf anzulegen, alle anderen zu überholen. Wir lassen so im Laufe der Fahrt bestimmt 6 andere Fahrzeuge hinter uns zurück, die dann unseren Staub schlucken müssen, während wir einigermaßen klare Sicht nach vorn haben. Entlang der Piste sind alle Büsche und Bäume von einer dicken grauen Staubschicht überzogen.
Dahinter erstreckt sich eine dicht mit Erlendickicht bewachsene Wildnis, die sich langsam zu immer höher werdenden Hügeln auftürmt und in den Vulkanspitzen von Viljutschinski, Mutnovski und Gorely gipfelt.

Je weiter wir nach oben kommen, desto deutlicher werden die Spuren, die der Vulkan hinterlassen hat: Vor rund 40 000 Jahren entstand die heutige Mondlandschaft, die das Gebiet um den Gorely prägt: Eine weitläufige Caldera mit 11 Kratern und 30 Nebenkratern. Auf rund 1000 Metern liegt ein Parkplatz inmitten eines wüstenähnlichen Plateaus an dessen Flanke sich der Berg erhebt. Der Parkplatz ist mit bestimmt 20 Fahrzeugen und mehreren kleinen Zeltlagern gut besetzt und wir verstehen, dass Vulkantourismus auf Kamtschatka kein wirklicher Geheimtipp mehr ist.

Von hier aus machen wir uns mit diversen anderen Gruppen auf, den Vulkan zu besteigen. Uns steckt der Hinflug noch ganz schön in den Knochen, sodass wir uns die letzten Meter regelrecht hochkämpfen müssen, aber dann stehen wir nach gut 2 Stunden doch glücklich am Rande des Hauptkraters und blicken in einen wunderschönen türkisfarbenen Kratersee hinab.

Nach einer kurzen Pause entschließen wir uns, die drei Hauptkrater auf einem Gratweg zu umrunden anstatt auf den höchsten Gipfel zu gehen wie die meisten anderen Gruppen. Auf dem Rundweg sind wir dann endlich alleine unterwegs und freuen uns am Farbspiel der diversen Lavaschichten, kommen an einer Fumerole vorbei – der Gorely ist ein, wenn auch nur noch schwach, aktiver – Vulkan.
Dann geht es langsam aber sicher zurück durch tiefe Lavafurchen auf den Weg zurück zum Parkplatz, den wir gegen 16 Uhr nun wirklich richtig müde erreichen. Nach einem Picknick, das Vadim für uns auftischt sind wir bereit für ein weiteres Highlight, das er uns noch gerne zeigen möchte: einen malerischen Wasserfall.

Nach ca. halbstündiger Fahr durch eine wunderschöne mit blühenden Stauden bedeckte Tundralandschaft gelangen wir über eine abenteuerliche Lehmpiste in ein tiefes Tal von wo aus wir uns dann noch einmal aufraffen, zum Wasserfall hinabzusteigen.
Danach geht es dann zurück zu unserem Häuchen, wo wir uns todmüde ins Thermalbad werfen, kurz etwas essen und uns schon einmal seelisch darauf einstellen, die kommenden beiden Tage auf einem Schlauchboot zu verbringen.

Ein Kommentar
Marion Baumgartner-Wetzel
Liebe Katrin, Arkadi und Boris, das ist ja sagenhaft beeindruckend. Ihr habt es tatsächlich gemacht. Wir wünschen Euch weiterhin einen sicheren Urlaub bzw. ein sicheres und spannendes Abenteuer auf der anderen Seite im fernen Osten. Passt auf Euch auf und behaltet die kostbaren Eindrücke recht lang in Erinnerung. Solch eine Reise macht man nicht alle Tage. Alles Gute weiterhin Marion