Kamtschatka

Tag 12 Mutowsky und Kleines Tal der Geysire

Nach unserem Tauchausflug hat es uns am Freitag noch einmal in die Vulkanwelt der Halbinsel gezogen. Da es keine Möglichkeit gibt, für die Dauer unseres Aufenthalts einen Hubschrauberausflug in das Tal der Geysire zu buchen, entschließen wir uns als Ersatz eine Exkursion ins kleine Tal der Geysire, beim Mutnowksy Vulkan zu buchen. Wegen des schon erwähnten Hubschrauberunglücks Anfang August am Kurilensee sind seither alle kommerziellen Hubschrauberexkursionen, die von der Firma Vityaz Aero angeboten wurden, eingestellt. Leider hat aber genau diese Firma mit ihren gut 20 Helis hier so eine Art Monopol und seither geht in Sachen Hubschrauberexkursionen auf Kamtschatka so gut wie nichts mehr. Auf Anfrage könnten wir evtl. einen Flug am 4. September bekommen, das ist dann für uns leider zu spät.

Deshalb verzichten wir wohl oder übel auf eine solche Exkursion und lassen uns per Jeep ins Kleine Tal der Geysire fahren. Uns wird versichert, dass die Aussicht hier auch nicht minder spektakulär sei und so werden wir morgens kurz vor acht von Iwan, unserem Fahrer für den Tag abgeholt. Außer uns sind noch 2 junge Frauen und ein älteres Ehepaar aus Nischny Nowgorod dabei und der geländegängige Mini-Van ist damit voll besetzt.

Wieder geht es in Richtung Gorely in den Südkamtschatka-Naturpark. Kurz nach dem obligatorischen Luftablassen, haben wir eine Reifenpanne: ein Stein reißt ein großes Loch in das rechte Hinterrad und Iwan muss erst einmal einen Reifenwechsel vor der versammelten Mannschaft durchführen. Der Ersatzreifen ist um einiges schmaler als der Originalreifen, aber wir hoffen das Beste… Der Reifenwechsel klappt aber schnell und routiniert und dann werden wir rund drei Stunden lang so richtig durchgeschüttelt. War die Fahrt zum Gorely schon abenteuerlich, so legt Iwan noch einmal eine ordentliche Schippe drauf:

Heftige Steigungen

Stellenweise kommen wir nur mit zwei bis drei Kilometern pro Stunde vorwärts und unser Gefährt erklimmt unter Ächzen und Stöhnen gefühlt vertikale Steigungen. Immer wieder halten wir zwischendrin und haben grandiose Aus- und Einblicke in die weite, wilde Vulkanlandschaft mit ihren grünen Hochalmen, schwarzen Schlackefeldern, Geröllfeldern aus Bimsstein und schneebedeckten Vulkangipfeln in der Ferne. Das Wetter könnte schöner nicht sein und wir haben eine wesentlich bessere Fernsicht als bei unserer Gorely Besteigung.

Auf den Mutnowsky, einen aktiven Vulkan, selber können wir nicht steigen, weil ein Murenabgang vor einer Woche den einzigen Zugang verschüttet hat. Iwan versichert aber, dass wir alles Wesentliche auch im kleinen Tal der Geysire werden sehen können…

Gegen Mittag machen wir am Rand eines tiefen Canyons halt, auf dessen gegenüberliegender Seite der Weg zum Mutnowsky beginnt. Ein reißender Wasserfall mit dem treffenden Namen „Opasnyi“, der Gefährliche, stürzt sich hier 90 Meter senkrecht in die Tiefe und wir gehen vorsichtig an den Rand des Abgrunds um einen Blick in die dunkle Tiefe zu werfen. Der Grund ist von der Kante aus nicht sichtbar, aber näher heran wagen wir uns dann doch nicht.

Wasserfall

Hier ist nichts gesichert oder abgesperrt, aber das macht auch irgendwie den speziellen Charakter dieses ungezügelten Landes aus. Zur Nervenstärkung wird uns Tee und Gebäck am Rande der Schlucht serviert, denn das wiederum gehört bei jeder russischen Exkursion unbedingt dazu: Jeder Gast muss auf alle Fälle versorgt werden, wenn er sich schon in Lebensgefahr begibt, soll er das zumindest mit gefülltem Magen tun…

Canyon

Entsprechend gestärkt lassen wir uns weiter in Richtung Mutnowsky Geothermal Kraftwerk auf der anderen Seite des Vulkans bringen. Dieses größte Kraftwerk seiner Art in Russland wurde 2003 in Betrieb genommen und ist angeblich auf eine Leistung von 300 Megawatt-Tonnen angelegt, von denen aufgrund maroder Leitungen aber wohl nur 50 Mwt abgerufen werden können. So wird es uns zumindest erzählt. In Russland gibt es für solche Situationen eine bekannte Redewendung, frei übersetzt: „Angestrebt haben wir das Beste, aber rausgekommen ist leider nur das Übliche“…

Das Kraftwerk nutzt die gewaltige vulkanische Kraft des Mutnowsky, der auch das kleine Tal der Geysire speist. Am Rande des Kraftwerks entlang kommen wird dann zum eigentlichen Ziel unseres Ausflugs: Ein vielleicht 500 Meter langes Tal an dessen Anfang man an einem Flusslauf entlang an diversen fauchenden und brodelnden Fumarolen vorbeikommt. Geysire im eigentlichen Sinne gibt es hier nicht, aber allenthalben kocht das Wasser um uns herum, weiße nach Schwefel stinkende Dampfwolken hüllen uns ein und die Erde leuchtet in den abenteuerlichsten Farbkombinationen. Teilweise wird das Wasser hier an der Oberfläche auf bis zu 250 Grad erhitzt!

Wir genießen dieses einmalige Schauspiel für die Sinne, bis es anschließend wieder heißt zurück zum Jeep. Unterwegs gibt es eine natürliche Heißwasser-Badestelle, die einer unser Mitreisenden sogar für ein kurzes Bad nutzt. An einer anderen Stelle hat man ein richtiges Becken errichtet. Das ist uns aber zu heiß und wir tauchen nur kurz die Füße ein.

Zum Abschluss des Ausflugs errichtet Iwan dann noch am Parkplatz beim Kraftwerk ein Mittagsmahl für uns und dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen von diesem weiteren Kamtschadalischen Highlight.

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