Kamtschatka

Tag 15 bis 17 – Rafting Reloaded

Nach zwei Tagen Pause und einem weiteren Besuch in Petropawlowsk sind wir am Montag erneut in Richtung Wildnis aufgebrochen. Nachdem Heli-Ausflüge unmöglich sind und das Wetter für eine längere Expedition in den Norden ungünstig ist, haben wir uns entschieden, noch einmal Raften zu gehen. Regina, unsere Köchin vom ersten Ausflug, hat uns einen anderen Anbieter empfohlen, über den wir nun eine dreitägige Tour gebucht haben.

Rafting mit Kamtour

Wie sich herausstellt, sind wir diesmal die einzigen Teilnehmern und haben ein ganzes Boot mitsamt Bootsführer Sascha und Regina für uns alleine. Es geht wieder in Richtung Bystraja, nur ist unser Einstiegspunkt diesmal weiter nördlich. Unterwegs machen wir Halt in Sokoch, um wieder Piroschki zu Essen. Wie wir nun wissen, gehört das zu jeder Rafting Tour unebdings dazu…

Das Wetter ist trüb, aber es ist nicht so kalt wie beim ersten Mal oder wir sind diesmal einfach von vornherein wärmer angezogen.

Am Startpunkt sind außer uns noch einige andere Boote bereit zum Ablegen und wir fürchten schon, dass es eng wird auf dem Fluss. Die meisten anderen Boote bleiben aber nicht über Nacht, sondern machen nur eintägige Angelausflüge. Wieder geht es gemächlich die Bystraja hinab. Leider ist die große Lachswanderung vorbei, und überall am Ufer sehen wir tote Fische. An manchen Stellen stinkt es nach Verwesung. Theoretisch sollte nun der Zug der Silberlachse beginnen, davon sehen wird aber kaum welche. Auch das Angeln ist nun kein so leichtes Unterfangen mehr: Längst nicht jeder Angelwurf ist erfolgreich. Die Fische, die am häufigsten anbeißen, sind Saiblinge, die es hier in diversen Arten gibt. Aber immerhin ein weiblicher Silberlachs beißt bei Sascha an, zwei oder drei Lachse und ein paar Saiblinge können Boris und Sascha fangen.

Trotzdem ist die Stimmung super. Sascha hat den Schalk im Nacken. Er unterhält uns mit allerhand unglaubwürdigen Geschichten und weist uns immer wieder auf nicht vorhandene Fabeltiere am Ufer hin. Regina und er verbreiten gute Laune und so vergeht die Zeit bis zum Abend wie im Fluge. Wir machen an einem sehr schönen Lagerplatz etwas oberhalb des Ufers halt und Regina zaubert aus den drei Fischarten wieder eine leckere Fischsuppe. Sascha bereitet mit Boris Kaviar zu und wir genießen ein spektakuläres Abendbrot. Nachts fängt es an zu regnen, hört aber in der Früh wieder auf.

Am nächsten Tag geht es nach einem gehaltvollen, leckeren Frühstück mit Blini und Kaviar weiter flußabwärts. Das Anglerglück hält sich nach wie vor in Grenzen, dafür warten Glück und Mutter Natur mit einer Kinovorstellung der besonderen Art für uns auf. Nach ein paar Stunden auf dem Fluss sehen wir aus der Ferne einen Bären und Sascha bringt das Boot daraufhin näher ans Ufer. Ganz leise beobachten wir den Bären, bzw. die Bären, denn wie sich herausstellt, ist es eine Bärenmutter mit ihren beiden Jungen, einem etwas größeren schwarzen und einem ganz hellen Jungtier, die am Ufer nach Fischen jagt. Gebannt von dem  Schauspiel übersieht Sascha einen großen Stein im Wasser und unser Boot läuft in dem Moment auf, als wir eigentlich schon an der kleinen Bärenfamilie vorbei sind. So sitzen wir im Wasser fest und die Bärin zieht mit dem Jungen am Flussufer abwärts.

Direkt an unserem Boot vorbei, nur etwa 10 Meter von uns entfernt. Die Bärin lässt sich von uns nicht stören und wir verhalten uns mucksmäuschenstill. Immer wieder taucht die Bärin ihren Kopf unter Wasser, zieht einen Fisch heraus – die meisten scheinen ihr aber nicht zu gefallen und sie lässt sie zurück ins Wasser fallen. Manche Fische überlässt sie den Jungtieren. Einen Fisch fängt sie, wirft ihn in die Luft und zieht ihn anschließend wieder aus dem Wasser. Fast zehn Minuten bestaunen wir das Spektakel dann entfernt sich die Bärin mit den Jungen und Sacha traut sich, das Boot vom Felsen zu befreien und wir fahren weiter.

Am Abend machen wir an einem bevorzugten Lagerplatz am Fluss halt: Kambodscha, wegen der dschungelähnlichen Riesenstauden, die den Platz von allen Seiten umstehen. Hier gibt es sogar eine Schaukel aus Birkenzweigen und im Sommer wurde ein Banjazelt aufgestellt. Wir genießen eine von Regina gezauberte Ceviche, eine leckere Hühnerbouillon und natürlich wieder unterschiedliche Sorten Kaviar. Boris, Arkadi und Sascha grillen dann spät in der Nacht noch einen Fisch vom Vortag zum „Dessert“.

Nachts fängt es dann richtig an zu regnen, aber in der Früh lässt der Schauer nach, so dass wir zum Frühstück nur noch leichten Nieselregen haben. Boris darf aus Saschas Kalaschnikow auf Dosen schießen, was er natürlich mit großer Begeisterung tut: Er schafft vier Treffer auf fünf Schüsse und ist mächtig stolz, auch wenn ihm (und uns) die Ohren danach dröhnen. Bären sehen wir hier keine, was angesichts des Radaus auch nicht weiter erstaunlich ist.

Wir haben dann wieder Glück mit dem Wetter: Für den Rückweg zur Japanischen Brücke, wo wir wie beim letzten Mal eingesammelt werden, bleibt es trocken. Wir sehen noch zwei Bären und genießen die letzten Stunden in der menschenleeren Wildnis. Auf der gesamten Tour haben wir eigentlich nur am ersten Tag andere Schlauchboote gesehen, dann stundenlang niemand. Der Alltag ist hier unendlich weit weg.

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